Erbach - Stadtrundgang Lustgarten und Orangerie Schloss der Grafen zu Erbach-Erbach Denkmal Graf Franz I. Marktplatz Archivbau Schlosshof Alter Bau Damenbau Kanzleibau Burgfried Schlosswache Altes Rathaus Städtel Evangelische Kirche Gasthaus "Zum Bären" Laufbrunnen Haus Gräfe Stadtschultheißenhaus Schwenksches Haus Burgmannenhaus Pavey Templerhaus Am Schlossgraben Laufbrunnen von 1846 Bahnstraße Marktbrunnen Erbacher Brauhaus Mümling |
Stadtplan - Ausschnitt |
Hier wird Ihnen Interessantes und Wissenswertes zum
Thema Pferd vorgestellt. pferdeschuppen.de |
Erbach | |
Erbach - im Odenwald, die Elfenbeinstadt |
Erbach ist eine südhessische Kreisstadt des Odenwaldkreises, die im Tal der Mümling liegt. Im Lorscher Codex wurde der Ort im Jahre 1095 erstmals urkundlich erwähnt. Die späteren Reichsgrafen erbauten hier um 1180 eine Wasserburg, deren Bergfried noch heute zu bestaunen ist. Um die Burg waren die Wohnungen der Burgmannen zu finden und die gesamte Ansiedelung war von einer Stadtmauer umgeben. Die Stadtrechte wurden ihr 1560 mit Wappen und Siegel verliehen, es wurden Schulen eingerichtet und Zunftordnungen zur Förderung des Handwerks erlassen. |
Erbach grenzt mit ihren etwa 14 000 Einwohnern im Norden direkt an die Nachbarstadt Michelstadt. Eine Fusion der beiden Städte wurde durch einen Bürgerentscheid verhindert. Festzustellen ist, dass Michelstadt mit seiner attraktiven Altstadt und dem populären Rathaus Berühmtheit erlangt hat, die Stadt Erbach wird dagegen von dem markanten Schloss der Grafen zu Erbach-Erbach geprägt. Sie hat ebenfalls eine durchaus sehenswerte historische Altstadt mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Darüber hinaus hat sie dem letzten Reichsgrafen Franz I. die Einführung der Elfenbeinschnitzerei zu verdanken. Deshalb besitzt die Stadt seit 1966 nicht nur das Deutsche Elfenbeinmuseum, das einzige Spezialmuseum für Elfenbeinkunst in Europa, von daher trägt sie auch den Beinamen "Elfenbeinstadt". Durch das geltende Elfenbein-Handelsverbot hat der Werkstoff allerdings keine Bedeutung mehr. |
Unser Stadtrundgang beginnt im Lustgarten mit der spätbarocken Orangerie, die ebenfalls zum Schloss-Ensemble gehören. | |
In ihr wurden, wie in allen repräsentativen Schloss- und Gartenanlagen des Barocks, die nicht winterfesten Pflanzen während kalten Jahreszeit untergebracht. Das attraktive Gebäude sollte in den 1970er Jahren einem Hotelneubau weichen, was glücklicherweise durch eine Bürgerinitiative verhindert wurde. |
Die weitläufige Anlage fällt vor allem durch ihren reizvollen Lustgarten auf. Die historische Grünanlage mitten in der Stadt wurde 1989 in Anlehnung an den ursprünglichen Barockgarten von 1722 neu gestaltet. | |
Der Lustgarten wird durch den kleinen Fluss Mümling von dem Schloss getrennt. Eine hier zentral angelegte Brücke stellt nicht nur die Verbindung zum Marktplatz her, sie lässt auch einen faszinierenden Blick auf das gegenüberliegende Schloss zu. |
Es wird vermutet, dass die ersten Gebäude wohl im frühen 13. Jahrhundert als Wasserburg auf einer Insel der Mümling erstellt worden sind. Von 1500 bis 1530 wurde die Burg zu einem Renaissancebau gestaltet. | |
Die heutige Schlossgröße geht aus umfangreichen Erweiterungen des alten gräflichen Anwesens hervor, die 1736 abgeschlossen wurden. Bei diesen Maßnahmen ist auch der bis zu diesem Zeitpunkt freistehende Bergfried mit in die Architektur integriert worden. Zudem wurden die bis dahin vorhandenen Wasserläufe zugeschüttet. |
Seine neobarocke Erscheinung bekam das Schloss erst 1902. | |
Das Schlossportal, der Balkon, die Fensterumrandungen sowie die Fassadengestaltung wurden nicht aus Sandstein, sondern aus eingefärbtem Blech und Holz eindrucksvoll vorgenommen. |
Auf dem Marktplatz fällt vor dem Schloss das Denkmal Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823)auf, das 1874 von dem Bildhauer Philipp Willmann geschaffen wurde. |
Graf Franz I. hat sich nicht nur für die Elfenbeinschnitzerei verdient gemacht, er war auch ein leidenschaftlicher Sammler. Er stellte eine umfangreiche Antikensammlung zusammen, die er nach seinem Verständnis geordnet und katalogisiert hat. Sie ist fast unverändert in verschiedenen dafür geschaffenen Räumen in dem Schloss zu bestaunen. | |
Nach dessen Tod nahm sich sein Enkel Eberhard XV. dieser Sammlung an und baute diese mit einer eigenen Kollektion von Möbeln und Kunstwerken aus. Darüber hinaus erstellte er einen Generalkatalog, in dem sämtliche Archivbestände erfasst sind. |
Der weitere Stadtrundgang führt nun in den Schlosshof, in den man vom Marktplatz aus gelangen kann. | |
Zwischen dem Schlossgebäude und der Schlosswache erhebt sich der Archivbau, der durch seinen großen rund gebogten Tordurchgang mit dem gräflichen Wappen auffällt. |
Der Renaissancebau wurde 1571 errichtet und beherbergt seit 1737 das Archiv und die Hofbibliothek. | |
Das ansprechende Gebäude imponiert zudem durch seine geschweiften Giebelseiten. Auf der Schlosshofseite ist dem Gebäude ein polygonaler Treppenturm angefügt. |
Der Schlosshof wird nach Norden durch den "Alten Bau" begrenzt. Das etwa um 1550 erstellte zweigeschossige Gebäude findet vor allem durch sein gemauertes Erdgeschoss und dem darüber liegenden Fachwerkgeschoss Beachtung. Früher waren hier die Stallungen untergebracht | |
Heute sind dagegen im Obergeschoss Wohnungen und im Erdgeschoss ist der Sitz der Betriebsgesellschaft Schloss mbH -mit einem Museumsladen der Gräflichen Sammlungen- zu finden. |
Direkt an den langgestreckten Bau schließt sich die 1851 eingerichtete Schlossbrauerei an. Das 1894 nach einem Großbrand zerstörte Gebäude wurde als sogenannter "Damenbau" auf dem alten, leicht veränderten Grundriss im Stil der Neorenaissance neu errichtet. |
Insgesamt bezaubert der Innenhof des Schlosses durch seinen reizvollen Mix unterschiedlicher Stilepochen. So sind Bauteile aus dem frühen 12. Jahrhundert ebenso zu finden wie solche aus der Spätgotik und der Renaissance. | |
Im Westen schließt sich der beeindruckende Kanzleibau an. Das ehemalige Kornhaus ist ein imposanter Renaissancebau von 1540, der 1893 abgebrannt und 1893/94 in wesentlichen Teilen erneut aufgebaut worden ist. | |
Von der ehemals von Zwinger und Graben umgebenen, ringförmigen Wasserburg ist noch der aus dem frühen 13. Jahrhundert Burgfried erhalten. |
Der mächtige Turm mit seiner Höhe von 67 Metern fällt nicht nur durch seine drei getreppten Zwerchgiebeln und dem hohen Spitzhelm auf, auch das Mauerwerk mit den Buckelquadern wirkt ebenfalls äußerst monumental. | |
Im unteren Teil zeigt der Turm eine durchschnittliche Mauerstärke von 240 Zentimeter die sich nach oben auf 200 Zentimeter verjüngt. Beim Neubau des Schlosses wurde der Turm integriert und mit einer Treppe -als Zugang zu den einzelnen Etagen- sowie den dazu erforderlichen Fenstern versehen. |
Der weitere Stadtrundgang führt nun wieder aus dem Anwesen heraus, auf den Marktplatz. | |
An der Schlosswache geht es vorbei, die besonders durch ihr apartes Erscheinungsbild mit den Arkaden und dem Mansarddach fasziniert. | |
Direkt daran schließt sich das aus zwei Flügeln bestehende Alte Rathaus von 1545 mit dem Städtelbogen, dem Tordurchgang zum Städtel, an. |
Der rechte vorgeschobene Flügel des Rathauses grenzt an
die Mümling und ist der Hauptbau von 1545. Er wurde ehemals
mit einem offenen Erdgeschoss und Pfeilerarkaden errichtet.
1754 hatte das Obergeschoss mit seinem Krüppelwalmdach und
dem Dachreiter umfangreiche Renovierungsarbeiten erfahren. |
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Der links anschließende Torbau mit dem Städtelbogen von 1594, zeigt zum Marktplatz hin einen Volutengiebel sowie eine Portaleinfassung in dorisch-antikisierender Art. |
Auf der rückwärtigen, zum Städtel hin gewandten Seite, ist dagegen ein Treppengiebel zu erkennen. Hier ist auch das Buckequaderwerk der spätmittelalterlichen Befestigung sichtbar. | |
Städtel heißt der Bereich an der Stadtkirche, der die Urzelle von Erbach ist. Im Mittelalter bestand Erbach -neben der Grafenburg- im Wesentlichen nur aus dieser Gasse, in der sich die niederadligen Burgmannen niederließen. Von drei Burgmannenhöfen sind noch Teile erhalten. |
Die evangelische Stadtkirche von 1750 geht auf eine Vorgängerkapelle aus dem 14. Jahrhundert zurück. |
Die beeindruckende Kirche beherrscht mit ihrem dreigeschossigen, quadratischen Turm das Stadtbild. Der oktogonale Aufsatz des Turms wird von einer elegant geschwungenen welschen Haube bedeckt und von einer Laterne bekrönt. | |
Gegenüber steht das spätmittelalterliche Burgmannenhaus von 1650, ein ehemaliges Gasthaus "Zum Bären", das ein massives Erdgeschoss hat. | |
Die Fachwerkgeschosse zeigen teilweise gebogene Fußstreben, die zu einem harmonischen Gesamteindruck führen. Das alte Patrizierhaus ist von besonderem baugeschichtlichen Belang. |
Sehenswert auch der nahegelegene Laufbrunnen aus dem 18. Jahrhundert, der besonders durch seine Wappen und Groteskmaske gefällt. | |
Die Bauten, die hier den romantischen Winkel im Städtel bestimmen sind fast alle -vornehmlich in baugeschichtlicher Hinsicht- äußerst wertvoll. |
So auch das Haus Gräfe, das im Jahr 1712 von dem Haushofmeister des Erbacher Grafen erbaut wurde. | |
Das repräsentative Fachwerkhaus zeigt eine sehenswerte, reich skulptierte, zweiläufige Sandsteintreppe mit einer aufwändig gestalteten Balustrade. |
Sehr gefällig wirkt auch das Stadtschultheißenhaus. Das in der nördlichen Fassade symmetrisch gegliederte, mehrgeschossige Fachwerkhaus steht auf einem massiven Kellersockel und ein hat halbgewalmtes Dach. | |
In dem etwa 1712 errichteten Gebäude hatten zunächst die Stadtschultheißen und später die Bürgermeister ihren Wohnsitz. |
Ein weiteres erwähnenswertes Bauwerk ist das dreigeschossige, spätmittelalterliche Fachwerkhaus aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Das sogenannte Schwenksche Haus steht mit seiner Traufwand auf der Stadtmauer und war 1726 im Besitz des gräflichen Küchenmeisters. | |
Noch älter ist das Burgmannenhaus Pavey, das erstmals 1427 erwähnt wurde. Das zweigeschossige Fachwerkgebäude mit einem steinernem Sockelgeschoss steht ebenfalls mit seiner Rückseite auf der Stadtmauer. |
Unter der zweiläufigen Freitreppe befinden sich ein spätgotisches Kellerportal mit dem Wappen der Familie Zeitbos und der Jahreszahl 1545. Im nördlichen Teil des Gebäudes wurde ein Eckturm der Stadtbefestigung integriert. | |
Ein weiteres bemerkenswertes Gebäude dieser Art ist das Tempelhaus auch Templerhaus oder Steinernes Haus genannt, das als Teil der Burgfreiheit der früheren Burg entstand. |
Das Tempelhaus ist das älteste Haus in Erbach. Es war
ebenfalls ein Teil der Stadtmauer und wurde 1378 als
Wohnturm der Burgmannenfamilie Echter erbaut. Das aus
massiven Sandstein mit bossierten Eckquadern und
Treppengiebeln erstellte Gebäude war nicht nur Wohnturm, es
hatte auch die Funktion als Wehrturm zu erfüllen. Später diente das Bauwerk als Großherzoglich-Hessisches Amtshaus und Landratsamt, später als Altersheim und Hospital. |
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Das imposante Gebäude ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz und auch von überregionaler Bedeutung. Natürlich gibt es hier noch viel mehr sehenswerte Gebäude, von denen wir nur diejenigen vorgestellt haben, die uns besonders aufgefallen sind. |
Wir verlassen nun den Städtel, gehen an den Resten der alten Stadtbefestigung vorbei und biegen in die Straße "Am Schlossgraben" ein. |
Auch in diesem Bereich ist der historische Charme Erbachs zu sehen und zu spüren, der von dem nahegelegenen Schloss mit seiner Parkanlage ausgeht. |
Sehenswert ist hier ein Laufbrunnen von 1846, der aus einer einfach gestalteten Sandsteinwanne mit hohen Wangen besteht. Der Wasserspeier wird von einem gusseisernen Löwenkopf eingefasst und den oberen Abschluss der Brunnensäule bildet eine Abakusplatte. | |
Weiter führt der Weg an eindrucksvollen Gebäuden vorbei. Am Schlossgraben 14 ist der Handwerkerhof zu bewundern und daneben ein ganzseitig verschindeltes Fachwerkhaus aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die einst gräfliche Chaisenhalle von 1720 und die sogenannte "Kurschmiede" mit dem herrschaftlichen Schafhaus und Viehhof passierend, sind wir wieder am Marktplatz angelangt. |
Rechts lohnt sich ein Blick in die Bahnstrasse mit den beiden Eckhäusern. Das rechte stammt aus dem 16. Jahrhundert und zeigt motivreiche Grotesken-Schnitzereien. Das linke Gebäude beherbergt heute das Gasthaus "Zum Hirsch" und soll schon 1524 erstellt worden sein. | |
Hier befand sich des Sitz des Vogtes als Verwalter des Klosters Lorsch. Er war Namensgeber des Wohnviertels, nach dem abgeleiteten Wort "Faut" = "Vogt". |
Nicht weit davon entfernt fällt auf dem Marktplatz ein fünfeckiger Brunnen aus Sandstein auf. Die vierseitige balusterartige Brunnensäule zeigt vier reich verzierte gusseiserne Wasserauslässe. Die ehemals barocke Neptunfigur wurde nach 1960 entwendet und durch einen wappentragenden Löwen ersetzt. | |
Die in ihren Proportionen nicht gelungene Gestalt trägt das Wappenschild Erbach-Breuberg mit der Jahreszahl der Erneuerung von 1743. |
Wir gehen nun weiter an dem reizenden Flüsschen der Mümling entlang... | |
...und gelangen zu einem repräsetativen Gebäude, dem Stammhaus, der einzigen noch bestehenden Erbacher Brauerei. |
Über dem massiven Erdgeschoss erheben sich die in Fachwerkbauweise erstellten drei Etagen. Die westlich gelegene Frontwird von einem imposanten Zwerchhaus dominiert. | |
Das in bedeutender Lage an Mümling und Schlossplatz gelegene Gebäude wird zudem von einem mächtigen Krüppelwalmach bedeckt und wurde von 1762-64 erstellt. |
Die Schlossbrücke über die Mümling lässt einen zauberhaften Blick auf beide Uferseiten zu... | |
... wie der malerischen Partie mit dem die Stadt dominierenden Kirchturm und dem imposanten Gebäude des Alten Rathauses... |
... das auf der Flussseite eine Fachwerkkonstruktion mit einem Erker auf Konsolen und Wappentafeln zeigt. | |
Die rechts gelegene Flussseite lässt zudem gelegentliche Einblicke in den romantischen Städtel mit seinen verwinkelten Ecken zu. |
Erbach bezaubert nicht nur mit seinem Schloss und dem höfischen Umfeld, es besticht auch mit schönen Cafés, gepflegten Restaurants und urgemütlichen Gasthäusern. Zudem runden die vielen kleinen Geschäfte und kunsthandwerklichen Einrichtungen das einzigartige Ambiente ab. | |
Noch zu erwähnen das sehenswerte 1966 gegründete Deutsche Elfenbeinmuseum, das in der Otto-Glenz-Strasse zu finden ist. |