Erst das Erbprinzenpaar Ludwig und Luise hatten 1783 bei ihrer
Sommerfrische im Fürstenlager großen Gefallen an dem idyllischen Tal
gefunden und von daher die Gestaltungs- und Baumaßnahmen
intensiviert. 1790 trat der Erbprinz als Landgraf Ludwig der X. die
Regierung an, von da ab wurde bis 1795 mit der Erweiterung der
vorhandenen Gebäude sowie der Erstellung weiterer Pavillons
begonnen, und alles zu einem dorfartigen Ensemble gestaltet.
Man verlängerte das vorhandene Herrenhaus um fünf Achsen, krönte es
mit einem zweiten Geschoss und akzentuierte die Fassade symmetrisch,
durch einen dreiachsiges Ritalit mit einem Balkon. Das Fürstenlager
bestand nun aus Fremdenbau, Stallbau sowie Kavalierbau, und dem
Dörfchen mit Wirtschaftsgebäuden, Eiskeller, Haus des
Brunnenverwalters, Prinzenbau, Damenbau, Weißzeughäuschen,
Herrenhaus, Kammerbau und Wachthäuschen.
Zur gleichen Zeit begann man auch mit der Parkgestaltung. Die
verschiedenen Lusthäuschen und Gedenksteine wurden durch Alleen mit
dem Gebäudeensemble verbunden, und die landwirtschaftlich genutzten
Flächen optisch in die Parkanlage integriert. So ließ die idyllisch
gelegene Gebäudegruppe inmitten eines scheinbar natürlichen Parks
eine erholsame Sommerfrische zu. Von daher verweilte die
landgräflichen Familie mit seinem Hofstaat in dem angenehmen
Ambiente oft bis weit in den Herbst.
Bis 1809 verbrachte Landgraf Ludwig X. -1806 zum Großherzog Ludwig
I. ernannt- regelmäßig mit seiner Familie und dem Hofstaat den
Sommer über im Fürstenlager. 1829 stirbt Großherzogin Luise im
Fürstenlager und ein halbes Jahr später auch Großherzog Ludwig I.
Nach seinem Tod wird das Fürstenlager nur noch als Sommerfrische
verdienter Hofbeamter genutzt. In dieser Zeit erfreute es sich auch
großer Beliebtheit bei der Auerbacher Bevölkerung. Denn der Park war
nicht streng abgegrenzt, sondern auch während der „Staatsbesuche“
für die Bevölkerung offen.
Der Nachfolger Großherzog Ludwig II. wollte die Mineralquelle wieder
aktivieren und hatte die Hoffnung, dass sich der Gesundbrunnen im
Fürstenlager als lukratives Bad etablieren könnte. Er ließ dieses
Vorhaben, aufgrund der chemischen Wasseranalysen wieder fallen, da
die vermeintliche Wunderwirkung des Wassers nur äußerst gering bis
gar nicht vorhanden war. Nur der Goethebrunnen in Hochstädten konnte
einen hohen Mineralgehalt aufzeigen.
Der mangelnden Wasserqualität ist es allerdings auch zu verdanken,
dass das Fürstenlager seinen intimen Charakter bewahren konnte und
von daher heute ein beschauliches und beliebtes Naherholungsgebiet
für die Bevölkerung geblieben ist.
Das Land Hessen übernahm 1918 die Anlage und ließ sie von der
Forstverwaltung betreuen, bis die Liegenschaften 1953 in den Besitz
und in die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten
übergingen. Seit dieser Zeit findet eine ständige Restaurierung der
Gebäude sowie Gestaltung und Pflege der Parkanlage statt.
Kultur- und kunsthistorisch ist das Fürstenlager in seiner
Geschlossenheit heute von hohem Wert. Die Pläne und Pflanzlisten der
Originaleinrichtung und der späteren Veränderungen sind weitgehend
komplett erhalten und erlauben die dem Original angepasste
Renovierung.
Der Park beginnt an der engsten Stelle eines bergwärts verlaufenden
großzügigen Hauptwegs. Dieser wird links von einem Berghang begrenzt
und von Lindenbäumen alleeartig gesäumt. Eine hölzerne Bogenbrücke
führt über den Auslauf des Schwanenteichs zum rechten Hang. Der
Schwanenteich selbst wird vom Roßbach gespeist und geht in Richtung
"Dörfchen" in den Entenweiher über. Dieser wurde 1854 als Brutteich
für die Forellenzucht verwendet.
Vom Schwanenteich aus -am Taleingang- fällt der Blick auf das erste
Gebäude einer Gruppe, das direkt hinter dem Entenweiher liegt. Der
Fremden- oder Pisébau, der 1810-11 in Lehmbauweise errichtet wurde.
Das Erdgeschoss wurde als Stall und Remise genutzt, Ober- und
Dachgeschoss dienten zur Unterbringung der Gäste. In unmittelbarer
Nähe befindet sich der um 1785 errichtete Stallbau, der für die
Bewirtschaftung des Parks und der Ackerflächen erforderlich war. In
dem komplett mit Schindeln verkleideten Bau waren die Tiere
untergebracht, zudem diente er als Remise für die Wagen. Die darüber
liegenden Räume wurden von den Kurgästen genutzt.
Der langgestreckte Kavalierbau, wurde wie die anderen meisten
Bauwerke auch um 1783-87 erstellt. Er war für die Hofkavaliere
vorgesehen.
Oberhalb der Wirtschaftsgebäude des Dörfchens ist auf der Nordseite
des Altarberges der Eiskeller zu finden. In dem ehemals schattig
gelegenen, höhlenartigen Bau wurde das sorgfältig isolierte Eis für
den Sommer gelagert.
Die Wirtschaftsgebäude liegen in unmittelbarer Nähe und sind vom
Hauptweg etwas zurückgesetzt. Sie bestehen aus dem um 1790-92
erbauten schlichten Konditoreibau, der über die Jahre
unterschiedliche Funktionen hatte. Weiterhin dem Küchenbau,
Schmiede, Stall des Verwalters, Waschküche, Kohlenkeller,
Spritzenhaus, Kegelbahn, Backofen und Hühnerhaus. Darunter befindet
sich auch das Haus des Brunnenverwalters mit einem Laufbrunnen
davor. Etwas weiter östlich flankieren der Prinzenbau und auf der
gegenüberliegenden Seite der drei Fensterachsen längere, sowie
gleichgestaltete Damenbau den Hauptweg. Westlich des Damenbaus
schließt sich das hübsche Weißzeughäuschen an, das zunächst als
Badehäuschen diente. Östlich des Prinzenbaus steht neben der
Herrenwiese leicht erhöht am Südhang das Wachthäuschen. Das kleine
Gebäude bezaubert mit seinem offenen Bogengang und dem vierseitigen
Glockentürmchen. Es stand ursprünglich auf der Herrenwiese und wurde
1804 hierher versetzt.
Nach Prinzen- und Damenbau öffnet sich das Tal und gibt einen
großzügigen Platz mit der Rotunde des Gesundbrunnens und des sich
daran anschließenden Herrenhaus frei.
Das Herrenhaus bot Quartier für die Großherzöge und ihren Familien,
während ihres Sommeraufenthalts. Im Erdgeschoss des Gebäudes waren
Speisesaal, Billardzimmer und Kabinett zu finden, und das
Obergeschoss wurde für Wohn- und Schlafräume genutzt. Vom Herrenhaus
verdeckt liegt dahinter der Kammerbau, ein kleines, zweigeschossiges
Gebäude mit Krüppelwalmdach, in dem die Kammerdiener ihre Unterkunft
fanden.
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Im Jahr 1766 wurde die Neufassung des Gesundbrunnens von
Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Nassau veranlasst, nachdem
die Quelle fast 30 Jahre verschüttet war. Die Brunnenstube
bekam eine Rotunde aus Buntsandstein und die tieferliegenden
Fläche wird über zwei kleine Treppen erreicht. An der
Nordseite wird das steile Gelände terrassenartig abgestützt.
Innerhalb der Rotunde befindet sich das runde,
sandsteingefasste Becken der eigentlichen Quelle, zu der man
durch ein Türchen gelangen kann. Zudem steht in der Nähe ein
kleiner runder Steintisch, der zum Abstellen der Gläser
bestimmt war.
Noch zu erwähnen den
Goethebrunnen, der außerhalb der Parkanlage im
Hochstädter Tal liegt, aber zum Fürstenlager gehört.
Der Park beginnt an der engsten Stelle eines bergwärts
verlaufenden großzügigen Hauptwegs. Dieser wird links von
einem Berghang begrenzt und von Lindenbäumen alleeartig
gesäumt. Eine hölzerne Bogenbrücke führt über den Auslauf
des Schwanenteichs zum rechten Hang. Der Schwanenteich
selbst wird vom Roßbach gespeist und geht in Richtung
"Dörfchen" in den Entenweiher über. Dieser wurde 1854 als
Brutteich für die Forellenzucht verwendet.
Das enge Tälchen weitet sich hinter Damen- und Prinzenbau,
und gibt den Blick auf die Quellfassung, das Herrenhaus und
der bergwärts verlaufenden Herrenwiese frei.
Die zahlreichen Wege rings um das Tal erlauben angenehme
Spaziergänge und lassen auf den Hügelketten Ausblicke auf
Odenwald, Bergstrasse, Pfälzer Wald und Rheinhessen zu.
Der landgräfliche Hof um das Erbprinzenpaar bemühte sich ab
1785 intensiv um den Erwerb von Landflächen rund um den
Gesundbrunnen. Es entstanden Alleen aus Pyramidenpappeln,
baumsaalartige Pflanzungen sowie platzartige Podeste, die
von Treppenwegen unterbrochen wurden.
Ein Baumsaal aus Platanen ist westlich von Prinzen- und
Damenbau auch heute noch zu erahnen. Die doppelreihige
Platanenalle ist der Rest eines siebenreihigen Baumsaales.
Dieser ließ in den heißen Sommermonaten zu, dass sich der
gesamte Hofstaat im Schatten der Bäume aufhalten konnte.
Die Alleen hatten die Aufgabe zu den einzelnen Parkbauten
und Gedenksteinen zu führen. An den Schmuckplätzen öffnen
sie sich nur dort, wo die Aussicht auf die umliegende
Landschaft sehenswert ist. Auch die Gebäude und Gedenksteine
verlangten ausgreifende gärtnerische Gestaltung. Darüber
hinaus enthielt die Liste der Pflanzen neben Bäumen und
Sträuchern auch verschiedene Arten von Kübelpflanzen.
Ab 1804 wurden vor allem nordamerikanische Gehölze gepflanzt
und viele der
Pappeln durch andere Baumarten ersetzt. Die
entlang der Herrenwiese noch zahlreich vorhandenen
exotischen Gehölze, wurden ab 1865 von dem damaligen
Hofgärtner Schnittspahn gepflanzt. So auch der Mammutbaum.
Er war ein Geschenk des englischen Königshauses für den
landgräflichen Park, kurz nach dem Import der Baumart nach
Europa. Der
Mammutbaum wurde er in halber Höhe des Hangs
angepflanzt und ist damit vermutlich der älteste
Deutschlands.
Darüber hinaus sind von der exotischen Vegetation noch
Sumpfzypressen, Sicheltannen, dunkel blühende Magnolien,
Taschentuchbaum, Buschkastanien und
Ginkgos erwähnenswert.
Da das Fürstenlager immer auch Ertrag bringen musste wurde
zudem versucht über Wein- und Obstanbau Einnahmen zu
erzielen. Von daher erfolgte oberhalb des Herrenhauses die
Erschließung eines Weinbergs und eine Forcierung des
Obstanbaus. Die Allee Richtung Schönberg bestand und besteht
auch heute noch aus Apfel- und Birnbäumen.
Der Hang hinter dem Herrenhaus war als Weinberg angepflanzt.
Eine örtliche Wein-Einzellage zeugt auch heute noch vom
historischen Fürstenlager. Fast alle Aussichtspunkte
erhielten eine kleine Überbauung oder zumindest Ruhebänke.
Einem Pflanzenverzeichnis aus dem Jahre 1870 ist die immense
Vielfalt der Baum- und Straucharten zu entnehmen, von der
allerdings nur noch ein Bruchteil auf dem weitläufigen Areal
erhalten ist. Zudem haben die Frühjahrsstürme im Februar
1990 große Schäden im Hochwald verursacht, so dass die
Restaurierungsmaßnahmen anhand der vorhandenen historischen
Quellen in den Zustand vom Anfang des 19. Jahrhunderts
bisher erst behutsam umgesetzt werden konnten.
Noch zu erwähnen die Ludwigslinde, die am südlichen Parkrand
auf einer Anhöhe steht. Hier wuchs die von Ludwig Graf von
Erbach-Schönberg gepflanzte etwa 150 Jahre alte
Ludwigslinde, bis sie einem Sturm 1999 zum Opfer fiel. Sie
wurde im Jahr 2000 durch eine neue Linde ersetzt.
Östlich der Herrenwiese lässt sich ein oktogonaler kleiner
Pavillon mit einem spitz zulaufenden Metalldach erkennen. In
der im 19. Jahrhundert errichteten Volière sind auch heute
noch Vögel untergebracht.
Etwas weiter südlich davon stand bis ins 20. Jahrhundert die
1787 errichtete Jawandsburg, ein einfaches kleines Lusthaus,
von dem man einen schönen Blick auf das Dörfchen hatte. Von
dem 1918 abgetragenen Pavillon sind die Fundamentplatten
noch erhalten.
Der Freundschaftstempel am oberen Ende der Herrenwiese wurde
von den beiden Prinzen Ludwig und Emil für ihre Mutter
Großherzogin Luise 1824 einfache Rundtempel errichtet. Die
mit einem goldenen Zapfen gekrönte Kuppel, ruhte auf acht
aus Holz gefertigten Pfeilern. Der Architrav zeigte die
Inschrift: "In kindlicher Liebe - den 18. Febr. 1824 Ludwig
und Emil". Der Tempel musste jedoch, wie so einige andere
Bauwerke im Fürstenlager auch, wegen Baufälligkeit
abgerissen werden. Er wurde durch den 1871 erstellten
Efeutempel ersetzt. Bei den Frühjahrsstürmen 1990 zerstörten
umstürzende Bäume jedoch die Konstruktion, sodass auch
dieser Pavillon entfernt werden musste.
Im Jahr 1999 wurde der Freundschaftstempel in seiner
ursprünglichen Form als zierlicher Monopteros rekonstruiert
und ziert seither das obere Ende der Herrenwiese.
Vom Freundschaftstempel aus geht es bergan zum Altarberg.
Hier ist der 1783 geschaffene Freundschaftsaltar zu finden,
der ehemals durch eine rechteckige Gehölzpflanzung gerahmt
war. Der Altar wurde von der Erbprinzessin Luise, wie das
Luisendenkmal auf am Nordhang, als Erinnerungszeichen
aufgestellt. Der auf zwei Stufen gestellte Altar ist an den
Kanten mit Fruchtgehängen verziert und die Längsseiten
zeigen die verschlungenen Initialen Ludwigs und Luises.
Darüber ist auf der Westseite "A la vraie amitié" zu lesen,
und auf der Ostseite "Der wahren Freundschaft heilig".
Vom Freundschaftsaltar führt der Weg Richtung Westen zu dem
Standort des ehemaligen Teehaus von 1787. Teehäuser waren
vor allem im 18. Jahrhundert ein Gestaltungselement der
Landschaftsarchitektur. Die hübschen Solitärbauten
begeisterten viele Adlige und reiche Bürger.
Aber auch das Teehaus verschwand 1918 und wurde durch einen
Holzbau in Form einer Schutzhütte 1958 auf dem vorhandenen
Fundament ersetzt. Die rustikale Konstruktion lässt den
einfachen und schönen klassizistischen Stil des ehemaligen
Walmdachbaus jedoch keineswegs erahnen. Dennoch bietet sich
hier nach wie vor ein grandioser Blick in die Rheinebene bis
hin zu den Höhen des Taunus im Norden und den Ausläufern des
Elsass im Süden.
Vom Altarberg fällt der Blick auf die andere Talseite des
Dörfchens. Am Nordhang zieht sich oberhalb des
Herrenhauses die Pappelallee entlang bis zum Champignonberg,
wo 1787 auf einem trapezförmigen Platz, runde
Sandsteintische auf drei übereinander gestaffelten Terrassen
aufgestellt worden sind. Da der Hügel schon vorher den Namen
Champignonberg hatte wurde auch der Platz, mit seinem
grandiosen Blick in die Rheinebene, so genannt.
In der Nähe liegt versteckt im Wald die Grotte von 1790/91,
die über einen schmalen Pfad zu erreichen ist. Die
Innenwände der Grotte waren ursprünglich mit farbigen
Kristallen verkleidet und verliehen ihr von daher eine
mystische Wirkung. Weiter östlich steht das Luisendenkmal,
eine Urne -in Form einer Vase- auf einem von Festons
geschmückten Postament, das Erbprinzessin Luise in
Erinnerung an ihre verstorbenen Schwestern Friederike und
Charlotte setzen ließ. Als Inschrift ist zu erkennen: "En
Memoire de Frederique et Charlotte deux amies cheries par
Louise leur soeur."
Weiter bergan auf der Höhe gelegen befinden sich die Neun
Aussichten. Hier gaben neun Schneisen Sichtachsen zu
markanten Punkten in der Umgebung frei. Man konnte Krehberg,
Schönberger Kirche, Schloss Schönberg und die Starkenburg
ebenso erkennen wie Auerbach, Rheinebene, Melibokus, Schloss
Auerbach und den Felsberg. Heute lässt sich nur noch einiges
davon erahnen, sie sollen aber in naher Zukunft wieder
freigelegt werden.
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